Billig oder selber Auswählen, Welchen Pc soll ich kaufen ????
Lowcost-Boards zielen weniger auf den Einzelverkauf an Endkunden, sondern eher auf kleine Händler und Systemhäuser. Diese haben nur mit solchen Produkten eine Chance, gegen die hierzulande besonders mächtige No-Name-Konkurrenz zu bestehen. Die Käufer sind in Deutschland preiswerte Komplettrechner von Aldi, Lidi oder Norma gewohnt und verlangen für wenig Geld hohe Prozessor-Taktfrequenzen, viel RAM- und Festplatten-Kapazität sowie rundum fette Ausstattung. Was liegt da näher, als am Mainboard zu sparen?
Markt-Riesen wie E.S oder A…ck nutzen dieses Marktpotenzial. Sie fertigen nicht „versehentlich“ Boards, die sich nur zu niedrigen Preisen absetzen lassen. Sie sparen vielmehr ganz gezielt und bewusst bei Produktion, Vermarktung und Support und fertigen nur ein kleines Produktspektrum in möglichst großen Stückzahlen.
Die Mainboard-Herstellung auf diesem Preisniveau ist nicht mehr in den oft beschworenen Hinterhof-Klitschen möglich, sondern ganz im Gegenteil nur auf modernsten Produktionsstraßen mit straffer Logistik. Riesige Fertigungs-Stückzahlen senken die anteiligen Maschinen- und Werkzeugkosten und stärken die Verhandlungsposition beim Einkauf von Bauelementen. Just-in-Time-Produktion ohne große Lager reduziert die Kapitalbindung.
Stockt der Absatz, brechen die ausgetüftelte Logistikkette und die Rabattstrukturen zusammen und die Hersteller verlieren schnell sehr viel Geld. Als Gegenmittel hilft nur ein möglichst großer Marktanteil, der sich wiederum durch niedrigere Preise stabilisieren oder gar ausbauen lässt.
Mittlerweile existiert ein Nischenmarkt für ultra-billige PCs, bei denen einzig der Preis zählt. Technische Details der Konfiguration interessieren weder Händler noch Käufer. In solchen Systemen stecken häufig Billig-Boards mit Chipsätzen der vorletzten Generation. Die restlichen Komponenten stammen nicht selten aus Überbeständen, die eigentlich für die reguläre Produktion größerer PC-Firmen eingelagert oder " wegen der Mengenrabatte"  fest bestellt wurden.

Doch bekanntlich veraltet Hardware fast so schnell wie frisches Gemüse, und in jedem Aldi-oder Lidl-PC stecken heute eine 160-GByte-Festplatte oder ein aktueller Grafikchip. Überreife Komponenten, die sich nicht mehr für konkurrenzfähige Angebote eignen, sind deshalb fast wertlos. Statt sie abzuschreiben und zu entsorgen, „dumpen“ sie manche Firmen in einen halb-grauen Markt, aus dem sie nicht selten als Teile von 299-Euro-PCs „zum Komplettieren“ bei E-Bay wieder auftauchen.
Die ursprünglichen Hersteller der Bulk-, Tray- und OEM-Komponenten solcher Rechner
möchten mit ihren meist extrem billig verkauften Produkten am liebsten nichts mehr zu tun haben und sperren sich so gut es geht gegen Support und Gewährleistung. Dafür sind -rechtlich einwandfrei - bei solchen Bauteilen die Händler zuständig. Doch deren Verdienstmargen lassen die Erfüllung derartiger Verpflichtungen gar nicht zu.
Einige Verkäufer kämpfen deshalb mit extra-harten Bandagen und dehnen Vorschriften über Geschäftsbedingungen, Deklarationspflicht, Steuern sowie Produkthaftung und -support auch schon mal über die Legalitätsgrenze hinaus - unsere Rubrik Vorsicht, Kunde! zeigt das immer wieder. Deshalb ist besonders bei billig verramschten PCs mit Lowcost-Mainboard eine genaue Prüfung des Anbieters und der Hardware nötig; im Zweifelsfall lässt man besser die Finger davon.